Beatus von Silos

ff. 147v-148r, La lucha de la serpiente contra el hijo de la mujer
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ff. 147v-148r, Der Kampf der Schlange gegen den Sohn der Frau

Er stellt eine der beeindruckendsten Kompositionen des Bilderprogramms der Beatus dar, sodass er sogar in dem Film Der Name der Rose Berücksichtigung fand, der dem Beatus von Ferdinand I. entstammt. Er wird doppelseitig in dreizehn der erhaltenen Exemplare dargestellt. Die Szene vereint verschiedene Episoden, die ohne Einhaltung einer strengen Reihenfolge des Erzählstrangs wiedergegeben werden. Die in verschiedenen Texten erläuterte Illustration steht ganz im Zeichen des riesigen, roten siebenköpfigen Drachens, der zum Rückgrat der ganzen Geschichte wird; mit den verschiedenen Köpfen kämpft er gegen die Frau und die Engel und speit Wasser in die Wüste, in der jene Zuflucht gesucht hat. Mit Ausnahme des Beatus von Osma (f. 117v), wo die Sonne über ihrem Kopf steht und der nackte Junge über ihrem Bauch, verlagern die übrigen die Sonne zum Bauch, eine Modalität, die sich bis zum 13. Jahrhundert durchsetzt. Über dem Kopf bilden zwölf Sterne ihre Krone. Unter ihren Füßen ist eine umgekehrte Mondscheibe angeordnet (mulier amic/ta sole ex luna / sub pedibus ei[us] / et sup[er] caput / corona / stellarum). Es handelt sich um ein festes Element, erneut mit Ausnahme des Beatus von Osma, das einen Vollmond einsetzt, und des von Arroyo (ff. 110v-111r) mit zunehmenden Mond nach oben. Wenn der Drache mit seiner Korpulenz und Größe die Szene beherrscht, wird die Frau dreimal wiederholt. Es war wichtig, den Ablauf der Ereignisse zu klären. Rechts auf der Illustration bringt die geflügelte Frau den Sohn vor den Thron Gottes (ubi puer raptus est / ad d[ominu]m). Das himmlische Zusammentreffen wird durch Sterne signalisiert, in die die drei Personen eingetragen sind. Die in die Wüste geflohene Frau wird unten links mit großen Flügeln gezeigt, einen nach unten gerichtet und den anderen ausgebreitet (date sunt / mulieri ale / aquile) und die Schlange (serpens / misit / aquam / ex / ore / suo / post / mulierem) nimmt auf das besagte satanische Tier Bezug. Der geflügelte Erzengel Michael kämpft in Begleitung von zwei Engeln mit dem Drachen (michael et angeli eius cum draco[ne] / pugnant), besiegt und verstößt schließlich den Satan und seine Engel. Mit seinem Erscheinungsbild als Satan ist er in den Tiefen des Abgrunds der Unterwelt wie in einer Falle gefesselt. Um ihn herum sind nackt seine flügellosen Engel angesiedelt (quos draco traxit angeli in infernum mittunt). Mit seinem Schweif hat der Drache ein Drittel der Sterne vom Himmel gefegt (ubi draco traxit / tertiam partem / stellarum), deren Anzahl in den verschiedenen Beatus schwankt, was bedeutet, dass es sich um eine rein symbolische Anzahl handelt. Die genannten Texte stimmen mit denen der Beatus der Familie IIa überein, obgleich einige Varianten registriert werden.

Die Vision des kosmischen Kampfes zwischen den Mächten des Guten und des Bösen stellt vielleicht die grandioseste der Offenbarungen des Johannes dar. Sie macht Platz für zwei ikonografische Themen der christlichen Kunst: der Erzengel Michael und die Unbefleckte Empfängnis, letztgenannte ab dem 15. Jahrhundert. Allerdings personifiziert sowohl für Beatus als auch für die ersten Exegeten die als Sonne bekleidete Frau die Kirche und hat überhaupt nichts mit der Jungfrau zu tun. Sowohl die Farbe als auch die Komposition verleihen der Illustration eine ausgeprägte Dramatik. Der Drache, der durch seine Köpfe und rote Farbgebung hervorsticht, wird von den lanzenführenden Engeln niedergeworfen werden und bereits besiegt betrachtet er den Fall seiner flügellosen nackten Engel, eine Vorabdarstellung der beim Jüngsten Gericht Abgeurteilten.

 


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